Montag, 20. Oktober 2008

Was macht einen Essay aus – Analyseversuch am Beispiel „Arnold J. Toynbee: Wiederholt sich die Geschichte?“

In seinem Essay beschäftigt sich Toynbee mit der wahrscheinlich meist diskutierten Frage der Geschichte: Folgt diese unverletzlichen Gesetzen und muss sich somit wiederholen oder findet man nur gelegentliche Wiederholungen, die der Mensch verhindern oder fördern kann. Gleichzeitig beschäftigt sich Toynbee durch seine Fragestellung auch mit der meist diskutierten Frage der Philosophie: Ist der Mensch frei oder an ein unveränderbares Schicksal gebunden? Steht eine göttliche Kraft über allem oder ist man auf sich alleine gestellt?

Meinungen und Erklärungsversuche für diese Fragen gibt es wohl so viele, wie es Menschen gibt. Deshalb und auf Grund von der realistischen Möglichkeit zu großer Ausschweifungen, werde ich die meinige an dieser Stelle nicht erörtern.

Toynbee verwendet zur Untermauerung seiner Meinung die wissenschaftliche Textgattung des Essays. Klassisch setzt er diesen aus einleitenden Worten, die die allgemeine Sachlage kurz umreißen, aus einem Hauptteil, in dem er anhand von diversen historischen Bespielen, seine Sicht der Problematik darlegt, und einem Schluss, der seine Lösungsversuche umschreibt, zusammen.
Es handelt sich um einen systematisch aufgebauten Text, der ein gesellschaftliches Problem mit verständlichen Worten und genauen Begriffserklärungen, darlegt. Man kann mit Hilfe von einigen Beispielen seine Deutungsweise untermauern, muss allerdings nicht, wie in einem wissenschaftlichen Aufsatz systematisch alle Forschungsmeinungen zitieren und darlegen. Durch einfache Sprache, nicht zu genauen Details und etwas Ironie ist der Essay dadurch auch für „Nichthistoriker“ gut zugänglich und die Meinung des Autors durch den methodischen Aufbau gut nachvollziehbar. Um einen Essay zu verfassen muss jedoch ein umfangreiches Vorwissen existieren, da man sonst kaum eine solche Leichtigkeit des Schreibens und des Umgehens mit verschiedensten historischen Beispielen voraussetzen kann. Für einen Autor selbst bietet der Essay den Vorteil, dass die eigene Meinung nicht durch eine komplette Darstellung des Gegenstandes untermauert werden muss, sondern einem viel Spielraum bleibt, ohne dass man deshalb als unseriöser Forscher angegriffen werden kann. Somit hat Toynbee für die Behandlung seines Themas sicher die richtige Textgattung erwählt.
Seine Schlussfolgerung ist, dass die Geschichte sich zwar ständig wiederholt, dies aber keineswegs als Unfreiheit zur Veränderung zu verstehen ist. Erst durch zahlreiche Lernprozesse, Wiederholungen und Fehlschläge könne ein besserer Weg gefunden werden. Seine Lösungsvorschläge enden in der Konstruktion eines Weltstaates, der die gesamte Menschheit politisch, wirtschaftlich und religiös vereinigt und steht so, meiner Meinung nach, in der langen Tradition von vielen Philosophen, Historikern und dem Wunsch nach einem Idealstaat mit ebenso idealer Bevölkerung.
Schmale - 30. Okt, 17:28

Schmale

Nur ein ganz kurzes Feedback, da wir in der Sitzung schon diskutiert haben: Ich finde, Sie haben eine gute Analyse des Essay vorgelegt.

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