Dienstag, 4. November 2008

Die Struktur eines wissenschaftlichen Aufsatzes

Prof. Schmales wissenschaftlicher Aufsatz (W. Schmale, Die Europäizität Ostmitteleuropas, Jahrbuch für Europäische Geschichte Bd. 4, 2003, S.189-214) über den Osteuropabegriff kann eigentlich gleich als erste zu verwendende Literatur für meine kommende Arbeit verwendet werden. Auch hier wird das Thema behandelt was „notwendig“ ist, um kulturell/politisch europäisch zu sein bzw. warum europäische Staaten die Tendenz haben sich zusammen schließen zu wollen. Hier sehe ich eine große Parallele zu meinem Text von Hermann Mann, der ja gegen den Krieg und für „europäisches“ gemeinschaftliches Denken plädiert – allerdings ohne Russland, das als chaotisch und „asiatisch“ bezeichnet wird.

Im Gegensatz zu einem Essay sieht man dem Aufsatz seine Wissenschaftlichkeit von Beginn an. Durch eine klare Gliederung mit Unterkapiteln, Anmerkungen und Zitaten in Fußnoten sowie im Text kann eine klare Trennlinie zu unseren bisher behandelten Texten gezogen werden.

Begonnen wird, wie oft in wissenschaftlichen Arbeiten üblich, mit einem Zitat - in unserem Fall von Clemens Brentano. Danach folgt, wie in wissenschaftlichen Texten notwendig, eine genaue Begriffsdefinition und der eigentliche Einstieg in die Thematik und zwar die Frage warum fast alle europäischen Staaten einen Zusammenschluss in einer „Europäischen Union“ befürworten und für sinnvoll empfinden, obwohl dadurch viele Standardisierungen vorgenommen werden müssen und somit jedes Land einzelne Teilaspekte seiner Autonomie aufgeben muss. Natürlich werden hierbei alle Thesen und Fakten durch Zitate anderer wissenschaftlicher Arbeiten gestützt. Danach folgt die wichtigste Frage des Aufsatzes, ob es außerhalb der „EU-Region“ noch eine weitere ebenfalls europäische Region (Ostmitteleuropa) gibt und was sie ausmachen könnte.
Folglich wird an die Beantwortung der Fragen herangegangen, indem ein historischer Rückblick ab dem Spätmittelalter in chronologischer Reihenfolge gegeben wird. Mit Hilfe verschiedenster historischer Ereignisse und Quellen werden pro und contra Punkte gesammelt, ob eine ostmitteleuropäische „Geschichtsregion“ existiert oder nicht. Auch hier ist der große Unterschied zu unserem Toynbee-Essay sichtbar, denn es werden nicht willkürliche Ereignisse genannt, sondern versucht alles chronologisch aufzuarbeiten. Zusätzlich liefert der Aufsatz an dieser Stelle auch eine kritische Auseinandersetzung mit der laufenden Forschung.
Beendet wird ein Aufsatz mit einer Zusammenfassung der gewonnen Erkenntnisse und der eigentlichen Beantwortung der Frage nach der Existenz einer ostmitteleuropäischen Geschichtsregion, wobei Prof. Schmale zu dem Schluss kommt, dass der Begriff Ostmitteleuropa als Geschichtsregion nicht zutreffend sei.
Zum Abschluss wird eine kurze Zusammenfassung auf Englisch gegeben, die für zukünftige Leser einen kleinen Überblick über den Inhalt des Textes liefert (ich glaube, dass eine solche Zusammenfassung mittlerweile Pflicht bei Diplomarbeiten ist?).

Somit ist Prof. Schmales Aufsatz ein typisches Beispiel einer genau gegliederten und strukturierten wissenschaftliche Arbeit, die alle Regeln einer solchen beachtet.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Schmale
Es spricht nichts dagegen, "klassisch" das Format einer...
Schmale - 10. Dez, 15:38
Arbeit am ersten Kapitel...
Leider konnte ich den letzen Kurs nicht besuchen und...
Inna404 - 9. Dez, 18:17
Schmale
Die Rezension ermöglicht einen guten Einblick in die...
Schmale - 26. Nov, 15:43
Buchrezension zu:
Uwe Schneider, Andreas Schumann (Hg.), Krieg der Geister,...
Inna404 - 25. Nov, 18:50
Eingrenzung des Themas...
Nach intensiverer Auseinandersetzung mit der Biographie...
Inna404 - 12. Nov, 12:58

Links

Suche

 

Status

Online seit 5694 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. Dez, 15:38

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren